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„ES IST ANSTRENGEND, VERTRAUENSWÜRDIGE INFORMATIONEN AUS ERITREA ZU ERHALTEN”

„ES IST ANSTRENGEND, VERTRAUENSWÜRDIGE INFORMATIONEN AUS ERITREA ZU ERHALTEN”

Erena wurde 2010 auf Initiative von Reporter ohne Grenzen und eritreischen Journalisten im Exil gegründet und ist ein Radiosender mit Sitz in Paris. Er sendet Nachrichten, Analysen und Musik und lässt das Publikum durch „Open mics”-Sendungen zu Wort kommen. Amanual Ghirmai, der Direktor von Erena, lebt seit 15 Jahren im Exil.

„Das Leben im Exil ist anstrengend. Im Exil zu berichten, ist anstrengend. Denn Eritrea ist weit weg, und es ist ein sehr verschlossenes Land. Es ist nicht einfach, an Informationen zu kommen, es dauert lange und erfordert viel Aufwand. Unsere Journalisten können im Land selbst nicht arbeiten und dürfen nicht als solche erkannt werden. Und das Internet in Eritrea funktioniert nicht. Oder jedenfalls so schlecht, mit minimalem Datenfluss und nur an öffentlichen Orten, so dass wir keine sichere private Kommunikation mit irgendjemandem führen können. Ausserdem haben die Menschen Angst, mit uns zu sprechen: Sie fürchten Schikanen der Regierung. All dies bedeutet, dass wir keine vertrauenswürdige Informationen in Echtzeit aus unserem Heimatland erhalten können. Wir arbeiten hauptsächlich in Flüchtlingslagern in Äthiopien und im Sudan, wo wir gute Informationen von eritreischen Flüchtlingen erhalten können. Wir haben ein solides Netz von Informanten oder sogenannten Bürgerjournalisten aufgebaut, d.h. Menschen, die die Möglichkeit haben, das Land als Händler oder NRO-Mitarbeitende zu besuchen, um die uns vorliegenden Informationen zu bestätigen.

Wir berichten auch über Nachrichten aus der Diaspora, mit einem Netz von Korrespondenten in allen Ländern, in denen es eine starke eritreische Gemeinschaft gibt: Deutschland, Grossbritannien, die Vereinigten Staaten, Kanada, Uganda, Äthiopien, Sudan... Wir öffnen unsere Mikrofone für unser Publikum ausserhalb Eritreas, um ihrer Stimme in der Heimat Gehör zu verschaffen. Wir sind bestrebt, mehr Verbindungen zwischen Eritreern innerhalb und ausserhalb des Landes zu schaffen.

In Eritrea werden unsere Programme über Satellit ausgestrahlt. Jeder kann sie mit einem einfachen Satellitenfernsehgerät oder mit einem Transistorradio mit Batterien auf Kurzwelle empfangen. Es ist zwar nicht offiziell verboten, Erena zu hören, aber die Leute versuchen, es diskret zu machen. Es ist schwierig, genaue Daten über unser Publikum im Land zu sammeln. Unsere letzte Publikumsbefragung wurde 2017 durchgeführt, hauptsächlich mit Daten, die in Flüchtlingslagern gesammelt wurden. Die Ergebnisse ergaben, dass wir vor allem in eritreischen Städten gehört werden, wo 500’000 Menschen wöchentlich Erena hören. Das ist eine Menge für ein Land mit 3,5 Millionen Einwohnern.

15 Jahre Exil sind eine lange Zeit. Als Erena gegründet wurde, hätten wir uns lieber näher an unserem Land niedergelassen: in Dschibuti, Äthiopien oder im Sudan. Aber das war aus Sicherheitsgründen nicht möglich. Und es ist auch heute noch nicht möglich. Ich träume davon, dass Erena eines Tages in Asmara, der Hauptstadt Eritreas, ansässig sein und von einer jungen Generation eritreischer Journalisten geleitet werden wird.” 

Dieser Auszug stammt aus der 13. Ausgabe von Mediation mit dem Titel „Strukturierung des Exiljournalismus in einer autoritäreren Welt“, die Sie hier finden