„Das ist heute einfach, wenn ich sehe, wie es mein Sohn macht...“ Welcher Journalist hat um die Jahrtausendwende nicht diesen Satz von einem seiner Chefs gehört, der das Werkzeug mit dem Beruf, den Inhalt mit dem Behälter, den Boden mit der Form, die Produktion mit der Verbreitung verwechselt?
Bis zum Ende des 20. Jahrhunderts hatte sich die Medienindustrie die Frage des Wirtschaftsmodells nicht stellen müssen. Schnell wird die digitale Revolution jedoch alles überfluten. Die Migration der Werbung ins Internet, das Angebot der „gebührenfreien“ Zeitungen (durch die Pressehäuser selbst!) haben die Wirtschaft der Medien ebenso sehr erschüttert wie die Gewohnheiten der Verbraucher.
Die Pressechefs des letzten Jahrhunderts haben nicht verstanden, dass das Internet und die Konvergenz der digitalen Werkzeuge etwas ganz anderes waren als der illusorische Zuwachs an Produktivität.
Aus einer törichten Annahme heraus haben viele Chefetagen um die Jahrtausendwende an einer Strategie festgehalten, die dem gesunden Menschenverstand entgegensteht: Morgen, so dachten sie, würde jeder Journalist all das können: Text, Radio, Fernsehen, Foto. Sie haben es auf Kosten der Enthüllung und der Reportage, dem Wesen der Berichterstattung selbst zu teuer beurteilt.
Durch viele Einsparungen und Entlassungsprogramme wurden die verlässlichen Medien fünfzehn Jahre später auf einen minimalen Anteil reduziert, Tausende sind verschwunden. Dem folgte ein atemberaubender Sturz der Qualität der Berichterstattung mit Tausenden von Berufsjournalisten, die ihre Stelle verloren haben oder ausgeschieden sind und durch improvisierte Onlineinhalte von „Bürgerjournalisten“, Blogs, Meinungen, Seiten, die Verdachtstheorien verbreiten oder einfach die ersten beiden Paragrafen der Agenturmeldung wiederholen (und das ohne sie zu bezahlen) ersetzt wurden. All das gebührenfrei.
Die Gebührenfreiheit ist zu einer Suchtdroge geworden, deren Entzug unerlässlich geworden ist. Wirklich zu informieren, das kostet Geld. Journalisten an den Ort des Geschehens zu schicken, Talente einzustellen, die mehrere Sprachen sprechen, die fähig sind, Themenbereiche auf der sachlichen Ebene zu kennen, die fähig sind, diese auf eine allgemein verständliche Ebene herunterzubrechen und alle komplexen Themen auf eine einfache Art und Weise zu erklären, eine Redaktion, eine Infrastruktur, Räumlichkeiten zu unterhalten, Gehälter zu zahlen, all das kostet Geld. Die zuverlässige und nützliche Berichterstattung kostet Geld.
Welche Modelle müssen erfunden werden, um zu einer verlässlichen, allen nützlichen, wünschenswerten Berichterstattung zurückzukehren? Auch keine Berichterstattung in Fragmenten, die den zufälligen algorithmischen Berechnungen auf einer Facebookseite unterliegt, sondern eine Berichterstattung, die von ihrer Zuhörerschaft ausgewählt und geteilt wird und die die demokratische Debatte nähren kann? Hunderte Fährten wurden erkundet, welche die klare und einfache Abkehr vom Papier zugunsten einer Online-Berichterstattung bedeuten, gebührenpflichtig aber auch gebührenfrei, wenn man es schafft, Sponsoren zu finden. Das partizipative Modell, die Aktionäre, die finanziellen Unterstützer funktionieren auch jedoch in einer Logik der innewohnenden Unsicherheit in diesem Bereich. Alles in allem war es in ihrer Geschichte nie das primäre Ziel der Berichterstattung, Geld zu verdienen. Die Berichterstattung war nie gewinnträchtig. Die vergangenen Modelle konnten jedoch zeigen, dass eine gute Informationsquelle und eine breitere Zuhörerschaft es erlauben, (ein wenig) Geld zu verdienen oder wenigstens nicht zu viel zu verlieren. Die Berichterstattung ist in Bezug auf diesen Preis: unschätzbar wertvoll.
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